Ich kann es nicht mehr erwarten. Zähle die Tage. Zuerst wöchentlich, mittlerweile beinahe täglich. 27 sind es noch. Wenn ich noch drei Tage warte, könnte ich meinen Adventskalender wieder herausholen und befüllen. So lässt es sich vielleicht leichter ertragen. Bisher war ich tapfer, habe es stillschweigend hingenommen, aber seit zwei Wochen reicht es. Ich halte es einfach nicht mehr aus.
Am 17. Februar ist es soweit. Dann geht die Sonne endlich wieder vor sieben Uhr auf. Und dann habe ich zumindest auf der zweiten Hälfte meines Earlybirdruns wieder Tageslicht und stelle mir nicht mehr die Frage: „Laufe ich schon oder schlafe ich noch?“

Dabei ist es doch Routine: Weckerläuten um 5:40 Uhr, anziehen, ein Glas Wasser, Laufschuhe an und hinaus. Was im Sommer so leicht geht, bringt mich die letzten Wochen an die Grenze der Erträglichkeit: Müde, finster, kalt – um es in drei einfachen Worten zu beschreiben.
Es ist kurz nach sechs Uhr wenn ich drei bis vier Mal unter der Woche zu meiner morgendlichen Runde aufbreche. Stockdunkel. Während ich im Sommer um die Zeit gefühlt die Bäume am Ring ausreißen könnte, reicht es dieser Tage gerade einmal für ein Dahinschlurfen. Laufen? Ist das wirklich Laufen was ich da mache? Und vor allem, warum tue ich das gerade? Hm…

Ja, ich hasse diesen Winter mittlerweile und ja, ich habe gerade ein Motivationstief. Und ja, ich weiß, dass dies nur eine Phase ist und ja, sie geht auch wieder vorbei. Bis dahin heißt es durchhalten. Sätze wie: „Freue dich, dass du die Hauptallee jetzt quasi für dich alleine hast“, „Genieße es, erste Spuren im Schnee zu ziehen“ oder „Genieße die Kälte auf der Haut zu spüren und freue dich auf die heiße Dusche danach“, sind da kein Trost. Nein Leute, ich bin kein Motivationstrainer und deshalb bekommt ihr sie hier an dieser Stelle auch nicht als Appell mit auf den Weg. Denn Fakt ist, es ist kalt und grauslich und Intervalle unter diesen Bedingungen um sechs Uhr morgens zu laufen ist kein Honigschlecken. Punkt.
Warum ich trotzdem laufe und mir das antue? Weil ich mein Ziel auch schlaftrunken nicht aus den Augen verliere: Am 23. April um neun Uhr fällt auf der Reichsbrücke der Startschuss. Vienna City Marathon ich komme. Dieses Mal wirklich erstmals die ganze Heimstrecke. Bis dahin werde ich mich noch oft im Stockdunkeln quälen und mir sagen: Der Countdown läuft und ich auch.
Am 23. April gibt’s die Belohnung. Ich freue mich drauf! Und jetzt hole ich meinen Adventskalender heraus.