Das Thema Long Covid wirft viele Fragen auf – besonders bei Breitensportlerinnen. Wir haben für euch nachgefragt.
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Bei ca. 15% der Covid-19 Betroffenen kommt es zu länger anhaltenden Beschwerden. Meist stehen Müdigkeit, Abgeschlagenheit und schlechte Belastbarkeit im Vordergrund, es kann aber auch eine Vielzahl von anderen Symptomen auftreten. Wenn Beschwerden für mehr als 4 Wochen anhalten, spricht man von Long Covid. Long Covid tritt häufiger nach schwerer Covid- 19 Erkrankung auf, kann aber auch nach leichten Verläufen vorkommen.
Doch wie wirkt sich das auf die sportliche Leistungsfähigkeit aus? Ist ein Training während einer Long Covid Erkrankung prinzipiell möglich? Und wenn ja, wie? Hier die Antworten von zwei Sportärzten unseres Vertrauens.
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Ein Thema. Zwei Ärzte. Zwei Perspektive
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In unserer Reihe Doc.Doc. nehmen die beiden Rennärzte Dr. Bernhard Richter (WACHAUmarathon) und Dr. Sven Thomas Falle (Wings for Life World Run) aus ihrer Perspektive Stellung.
Dr. Bernhard Richter |
Ob man mit einer Long Covid-Diagnose trainieren darf, kann man nicht mit ja oder nein beantworten. Bei starken Symptomen, wie zum Beispiel Atemnot, Brustschmerzen oder Schwindel, sollte zuerst eine medizinische Abklärung beim Hausarzt oder auch Spezialisten erfolgen, um Organschäden, die mit Covid-19 einhergehen können (wie zum Beispiel Thrombosen, Herzmuskelentzündung, Schäden in der Lunge …) auszuschließen. Wenn die Ärzte das OK geben, kann mit vorsichtiger körperlicher Aktivität wieder begonnen werden. Je nach Beschwerden kann es sinnvoll sein, zuerst mit Spaziergängen (oder Nordic Walking) zu beginnen und dann langsam und vorsichtig die Belastungsmenge und Intensität zu steigern. Wichtig ist es dabei, gut in seinen Körper hineinzuhorchen. Ein vorsichtige(s) Training/körperliche Aktivität kann auch bei Covid-19 zu einer Steigerung des Wohlbefindens beitragen – besonders bei Sportlern, die regelmäßige körperliche Aktivität gewohnt sind. Eine Verminderung des Wohlbefindens oder sogar eine Überlastung des Körpers durch Training während Long Covid ist aber unbedingt zu vermeiden! Obwohl wir vieles über Covid-19 und Long Covid noch nicht wissen und obwohl es derzeit keine spezifische Therapie gegen Long Covid gibt, hat es sich gezeigt, dass bei den meisten Patienten mit Long Covid die Symptome nach einigen Wochen oder Monaten wieder deutlich besser werden oder verschwinden. Deshalb nur Mut und Geduld haben! |
Dr. Sven Thomas Falle |
Die Grundlage für ein sport-spezifisches Rehatraining bei einer Long Covid-Diagnose ist eine umfassende ärztliche Untersuchung mittels Ruhe-EKG, Herzultraschall, Lungenfunktionstest und Belastungs-EKG. Einfache Untersuchungsmethoden, die nicht weh tun und einen sehr guten Aufschluss über den aktuellen Gesundheitsstatus geben und zur Feststellung der Long Covid bedingten Belastungsgrenzen, die für die Trainingssteuerung relevant sind, dienen. Ein „falsches“ Training während Long Covid kann nämlich nicht nur zu organischen Schäden sowie einer raschen Verschlechterung der Beschwerdesymptomatik und des Allgemeinzustandes führen, sondern auch zu gerade für SportlerInnen psychisch und mental frustranen Trainingserfolgen: die Leistungsfähigkeit wird schlechter statt besser. Ein sehr vorsichtig pulsgesteuertes – durchaus aber auch sportartspezifisches – Training mit einer nur langsamen Leistungssteigerung unter strenger und täglicher Berücksichtigung von objektiven und subjektiven Belastungsindikatoren ist dabei das „A und O“! Aber gerade bei einer Long Covid Erkrankung ist „Der Weg ist das Ziel“ zurück zu „alter“ sportlicher Stärke. |