One Hour Run mit Monika Frisch


Words by Michael Buchleitner | Blog, Keep On RunInc. - Das Magazin

Wie es das Schicksal will, fällt unser Termin auf den Weltfrauentag. Passender geht es nicht. Dass es zwar sonnig, aber richtig kalt und sehr windig ist, tut meiner Freude keinen Abbruch, denn ich treffe eine meiner langjährigsten sportlichen GefährtInnen. Monika Frisch, die jüngste österreichische Marathon-Staatsmeisterin aller Zeiten. Dreifache Mutter, Geschäftsführerin eines großen Salzburger Familienbetriebs und die Frohnatur in Person. Mit nicht einmal 13 Jahren und einer Siegerzeit von 3:10,03 Stunden über die 42,195 Kilometer ging sie Anfang der 80er-Jahre in die heimische Sportgeschichte ein und Vater Walter war konfrontiert mit Vorwürfen, seine Kinder zu überfordern.

MB: Monika, als du 1983 auf der Donauinsel den Marathon gewonnen hast, gab es viele Experten, die dir, bedingt durch den hohen Trainingsaufwand im Kindesalter, körperliche Schäden im späteren Leben prophezeit haben. Du hast bei meiner Anfrage zu einem gemeinsamen Lauf sofort spontan zugesagt – so schlimm kann es also nicht sein?

MF: Mein Körper hat all die Trainingseinheiten in meiner Jugend ohne Nebenwirkungen bestens überstanden. Im Gegenteil habe ich die Begeisterung für den Sport seither nie verloren und wer weiß, in welchem Zustand mein Körper heute ohne viel Sport wäre?

MB: Dein Vater war zu jenem Zeitpunkt mit heftiger Kritik an eurer sportlichen Erziehung konfrontiert. Wie hast du diese Diskussion damals empfunden und wie sah euer Training damals aus?

MF: Mir hat das mediale Interesse an meinen Leistungen und meiner Person (bis zum heutigen Tage) sehr geschmeichelt und ich habe die damalige Diskussion in meiner kindlichen Art niemals negativ empfunden. Ich vertraute damals wir heute auf die Meinung und Einschätzungen meines Vaters und Trainers und wusste, dass er stets mein Bestes wollte. Die Trainingseinheiten waren daher stets altersangepasst, mit zunehmendem Alter und Leistungsvermögen wurden diese intensiviert. Ich hatte Spaß am Erfolg und möchte diese Zeit nicht missen.

MB: Welche Rolle spielen Sport und Bewegung heute für dich? Hat dich deine Kindheit hierbei geprägt?

MF: Sport ist stets Teil meines Lebens geblieben, wenn auch die Häufigkeit aufgrund der Lebensumstände und Familiensituation deutlich nachgelassen hat. Meine sportliche Kindheit prägte mich sicherlich u.a. darin, stets mit viel Fleiß und Ehrgeiz meine Ziele zu verfolgen.

 

MB: Du bist ein Paradebeispiel für eine Power-Mama mit 3 Kindern im Schulpflichtigen Alter und der Funktion einer Geschäftsführerin einer Firmengruppe in der Kabelbranche mit rd. 80 MitarbeiterInnen. Heute am Weltfrauentag. Wie würdest du deine Rolle als Frau vom Beginn deiner sportlichen Karriere bis heute beschreiben?

MF: Mein Marathonstaatsmeistertitel 1983 war sicherlich ein Sieg, der „versehentlich“ passierte, da der Marathonlauf der Frauen damals noch nicht sehr populär war und das Starterfeld überschaubar. Dadurch ist ein 12 jähriges „Mäderl“ natürlich besonders aufgefallen. Als Junge hätte dies sicherlich bei gleicher Leistung maximal für eine Fußnote gereicht, da die Leistungsdichte der Männer viel höher war. Heute als weiblicher Teil des Führungsteams unserer Firmengruppe hat es sich ebenfalls „ergeben“, dass ich hier in die Fußstapfen meines Vaters trete. Er hat in meine Fähigkeiten vertraut und ich habe das Beste gegeben. Dass auch hier alles so gut „laufen“ würde, verdanke ich meinem Umfeld und wahrscheinlich auch meiner Bereitschaft, Ziele mit sehr viel Einsatz zu verfolgen.

MB: Die Branche, in der du und deine Firma tätig bist, ist traditionell von Männern dominiert. Dass du dich hier behauptet hast, zeigen eure Erfolge. Auch deinen Mann hast du beruflich kennengelernt. Hast du einen Kunden näher an dich gebunden oder charmant einen Konkurrenten aus dem Weg geräumt?

MF: Mein Mann hat mir hier keine Wahl gelassen ☺ … es war sicherlich eine win win Situation.

MB: Nach der Matura bist du gleich einmal zum Studium in die USA, hast dann zurück in der Heimat in Innsbruck BWL inskribiert, um dann für den ersten Job in die Bundeshauptstadt Wien zu ziehen. Heute ist deine Base wieder unweit deines Elternhauses. Ist es zuhause doch am schönsten?

MF: Ja, ich empfinde es definitiv so. Ich möchte meine Auslandserfahrungen und die Zeit in Innsbruck und Wien nicht missen, aber ich wollte meinen Lebensmittelpunkt immer in Salzburg genießen, und außerdem ist hier unser Firmenhauptsitz.

MB: Der Großraum Salzburg bietet eine Unmenge an Optionen der sportlichen Betätigung und ein vielfältiges Angebot an Freizeitaktivitäten. Schafft es eure Familie, gemeinsame Zeit hierfür zu finden oder ereilt euch, wie bei vielen anderen das Schicksal, dass jede(r) unterschiedliche Interessen hat?


MF: Nachdem unsere Kinder in einem Alter sind, wo die Leinen noch verhältnismäßig kurz sind, haben wir das Glück, unsere Freizeit noch meistens gemeinsam zu verbringen, was ich sehr genieße. Alle 3 Kinder betreiben derzeit zum Glück den gleichen Sport (Feldhockey und Fußball), so dass wir momentan noch 3 Fliegen mit einer Klappe erwischen ☺ … 

MB: Zurück zu deinem aufsehenerregendsten Coup, dem Marathontitel im Kindesalter. Deine Kinder haben das erst so richtig anlässlich einer ORF-Doku zu deinem runden Geburtstag realisiert, was sie für eine berühmte Mama haben. Wie war deren Reaktion?Bist du jetzt die coolste Mom?

MF: … das hoffe ich … sie waren schon ziemlich überrascht über meine sportliche Vergangenheit…

 

MB: Unser Firmenmotto lautet: Laufen_Leben_Lachen; irgendwie habe ich das Gefühl, dass du das sehr überzeugend darstellst. Findest du dich dabei oder täuscht mein Eindruck?

MF: Der Eindruck täuscht nicht, alle 3 L‘s sorgen auch in meinem Leben für good vibrations … sie dürfen definitiv nicht fehlen.

Wäre nicht Corona gewesen und hätte uns nicht die Kälte einen derartigen Streich gespielt, hätten wir den One-hour-run mit zumindest einem gemeinsamen Aperol Sprizz ausklingen lassen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

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